Rainer Seitz1*, Lutz Gürtler2 und Wolfgang Schramm3
Die COVID-19-Pandemie hat bisher Millionen von Todesfällen verursacht, und die Therapieoptionen für Hochrisikopatienten sind alles andere als zufriedenstellend. Eine aktive Immunisierung durch Impfstoffe gegen das SARS-CoV-2-Spike-Protein bietet einen guten Schutz vor einem schweren Verlauf von COVID-19. In zahlreichen klinischen Studien wurde untersucht, ob auch eine passive Immunisierung durch Transfusion von Rekonvaleszentenplasma den Verlauf von COVID-19 positiv beeinflussen könnte. Große randomisierte klinische Studien konnten keinen Nutzen für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung nachweisen. Die Antikörperdosis und der Zeitpunkt der Transfusion könnten jedoch zu diesem negativen Ergebnis beigetragen haben. Randomisierte klinische Studien sind notwendig, um evidenzbasierte Fortschritte bei der Entwicklung therapeutischer Optionen zu erzielen, und dies gilt auch für „natürliche“ Konzepte. Selbst qualitativ hochwertige Studien sind jedoch nur ein Instrument zum Testen vordefinierter Hypothesen. Es werden Argumente dafür vorgebracht, dass Rekonvaleszentenplasma in klinischen Studien als proaktive, quasi „prophylaktische“ Behandlung weiter evaluiert werden sollte, indem früh genug (vor der massiven Virusreplikation) eine ausreichende Menge CCP verabreicht wird. Eine solide wissenschaftliche Grundlage für das Prinzip der zielgerichteten und temporär angepassten passiven Immunisierung wäre auch über COVID-19 hinaus als schnelles und flexibles Instrument auch bei künftigen Ausbrüchen neuartiger Krankheitserreger von großer Bedeutung.